„Wozu brauchen wir das denn noch?“, frage ich meinen Mann oft, wenn er wieder ein paar rostige Schrauben oder eine Plastikbox aus dem Müll fischt, die ich weggeschmissen habe. „Das werden wir wissen, wenn es so weit ist,“ sagt er dann meistens und hortet seine wertvollen Fundstücke in irgendeiner Ecke. Vieles bleibt dann für viele Jahre auf diesen „Messie-Inseln“, bei denen ich schon längst aufgegeben habe, sie aufzuräumen. Aber so mancher Haken oder die ein oder andere Plastikdose hat weitere Verwendung als Lampenaufhängung oder Aufbewahrungsbox für Kleinigkeiten gefunden.
So unverständlich mir die Müllrettungsaktionen meines Mannes manchmal erscheinen, so sehr respektiere ich sie inzwischen auch. Das Wüstenleben ist karg und die Menschen, die hier leben kämen niemals auf die Idee, etwas wegzuwerfen, was man vielleicht noch als Ersatzteil oder zur Reparatur von etwas anderem verwenden könnte. Auch zerrissene Kleidungsstücke werden geflickt, kaputte Strümpfe gestopft. Was nicht mehr passt, wird geändert. Kleidung wird grundsätzlich häufig selbst genäht und Textilreste werden verwendet, um z.B. kleine Taschen und Beutel herzzustellen, die dann – liebevoll bestickt – als neue Schmuckstücke erstrahlen.
Inzwischen kaufen die Beduinenfrauen aus dem Katharinengebiet auch die Stoffreste aus der Textilfabrikation in Ägypten, um ihre kleinen Taschen und Beutel zu produzieren. Dies ist auch der Grund, warum kaum eines ihrer Stücke aussieht wie das andere. Sie werden nicht in Serie produziert. Ihre liebevoll gearbeiteten Einzelstücke sind betörend schön und helfen, Abfall zu vermeiden. Sie erinnern mich immer wieder daran, zweimal nachzudenken, wenn ich wieder etwas wegwerfen will.
Wenn Sie mehr darüber erfahrne möchten, wie ich meinen Mann getroffen und sandmade gegründet habe, dann lesen Sie hier meinen ersten Blogbeitrag: “Wie aus Liebe sandmade wurde“